MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Yamaha-Motorenpoker: Ventile werden nicht getauscht

Von Günther Wiesinger
Die gegnerischen Werke wollten zu viele geheime Informationen von Yamaha und vom Ventilhersteller. Deshalb setzt Yamaha die Saison mit den existierenden Motoren fort. Mit weniger Drehzahl, vermutet die Konkurrenz.

Nach den drei Motorschäden von Rossi, Viñales und Morbidelli bei den beiden Jerez-GP hat Yamaha vor dem Österreich-GP bei MotoGP Technical Director angefragt, ob die anderen Mitglieder des Hersteller-Bündnisses Yamaha erlauben würden, die bereits versiegelten Motoren zu öffnen und die schadhaften Ventile zu ersetzen. Beim ersten MSMA-Meeting in Spielberg forderten die anderen MotoGP-Hersteller von Honda über Ducati bis zu KTM dann mehr Informationen, um Zeit zu gewinnen, wohl auch in der Hoffnung, Yamaha (damals in der WM mit drei Piloten auf den ersten drei Plätzen) könne in der Zwischenzeit noch weitere Motoren verlieren.

Inzwischen hat Yamaha vor dem zweiten Spielberg-GP – wie berichtet – diesen Antrag zurückgezogen. «Die Agenda bei den MSMA-Meetings ist momentan sehr voll, da geht es um unsere Motoren, es geht um die ‘concessions’, also um die Privilegien der Hersteller wie KTM und Aprilia, es gibt hinter den Kulissen viele andere Themen. Ja, wir haben beantragt, dass wir die Motoren öffnen und aus Sicherheitsgründen einige Teile tauschen wollen. Wir haben gefragt, ob wir jene Ventile in den Motoren tauschen dürfen, die wir seit den Motorschäden in Jerez nicht mehr verwenden.»

Jarvis weiter: «Im ersten Meeting vor dem Österreich-GP wurden wir vor acht Tagen gebeten, mehr Details und mehr Beweise für die Schadhaftigkeit der Ventile auf den Tisch zu legen, erstens vom Hersteller der Ventile, zweitens zu den spezifischen Merkmalen der Ventile. Wir haben dann im Werk noch einmal tiefgründig geforscht und auch noch einmal mit dem Verkäufer der Ventile gesprochen. Schließlich sahen wir uns außerstande, das verlangte Dokument zu liefern. Gleichzeitig haben wir mehr Informationen über unser Ventilproblem entdeckt. Also haben wir unseren Antrag am Donnerstag dieser Woche formell zurückgezogen. Wir wissen jetzt mehr über die Ventile im Besonderen und die mutmaßliche Ursache der Schäden. Wir werden die Situation ohne Öffnung der versiegelten Motoren managen. Wir sind sehr zuversichtlich, das dadurch auf der Strecke keine Sicherheits-relevanten Zwischenfälle passieren werden. Wir machen das durch eine Änderung der ‚engine settings‘, außerdem haben wir noch ausreichend Motoren in der Rotation. Wir haben sogar an diesem Wochenende wieder Motoren aus Jerez im Einsatz, die wir zwischenzeitlich nicht verwendet haben.»

Was die neuen «engine settings» betrifft, so scheint eine Reduktion der maximalen Drehzahl stattgefunden haben, denn die Dominanz von Yamaha ist seit Brünn verflogen. In Spielberg liegen die Yamaha-Bikes in den Top-Speed-Wertungen immer am Ende des Feldes. Die Yamaha-Ingenieure meinen aber auch, dass die 42 Grad Hitze in Jerez zum Garaus der Motoren beigetragen hat.
Falls ein MotoGP-Pilot nicht mit den erlaubten fünf beziehungsweise sieben Triebwerken über die 14 Grand Prix kommt, werden empfindliche Strafen fällig: Es droht für jeden zusätzlichen Motor wahlweise ein Start aus der Boxengasse (5 Sekunden nach dem Erlöschen der Startampel) oder ein «ride through»-Penalty, also eine Boxengasse-Durchfahrtsstrafe.

Pro Grand Prix werden im Schnitt 500 km zurückgelegt, die Motoren werden normalerweise nach 2500 bis 3000 km aus der Allocation genommen und revidiert.

Vorläufig lässt sich schwer einschätzen, ob Yamaha trotz der Motorschäden mit je fünf Motoren pro Fahrer durch die Saison kommen wird. Denn auch bei Stürzen kann es zu irreparablen Motorschäden kommen – durch Feuer oder angesaugten Dreck.

Hersteller ohne Privilegien

Honda:
Alex Márquez (Repsol Honda): 2 verplombt, 0 zurückgezogen
Marc Márquez/Stefan Bradl (Repsol Honda): 2 verplombt, 0 zurückgezogen
Takaaki Nakagami (LCR Honda): 2 verplombt, 0 zurückgezogen
Cal Crutchlow (LCR Honda): 2 verplombt, 0 zurückgezogen

Ducati:
Andrea Dovizioso (Ducati Team): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Danilo Petrucci (Ducati Team): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Jack Miller (Pramac Ducati): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Francesco Bagnaia/Michele Pirro (Pramac Ducati): 2 verplombt, 1 zurückgezogen
Johann Zarco (Esponsorama Ducati): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Tito Rabat (Esponsorama Ducati): 3 verplombt, 0 zurückgezogen

Yamaha:
Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha): 4 verplombt, 1 zurückgezogen
Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha): 3 verplombt, 1 zurückgezogen
Fabio Quartararo (Petronas SRT Yamaha): 4 verplombt, 0 zurückgezogen
Franco Morbidelli (Petronas SRT Yamaha): 4 verplombt, 1 zurückgezogen

Suzuki:
Joan Mir (Suzuki Ecstar): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Alex Rins (Suzuki Ecstar): 3 verplombt, 0 zurückgezogen

Hersteller mit «concessions»

KTM:
Brad Binder (Red Bull KTM): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Pol Espargaró (Red Bull KTM): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Iker Lecuona (Tech3 KTM): 2 verplombt, 1 zurückgezogen
Miguel Oliveira (Tech 3 KTM): 3 verplombt, 0 zurückgezogen

Aprilia:
Bradley Smith (Aprilia Racing Gresini): 3 verplombt, 0 zurückgezogen
Aleix Espargaró (Aprilia Racing Gresini): 3 verplombt, 0 zurückgezogen

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